Dünndarmfehlbesiedelung2024-10-19T14:31:26+00:00

SIBO (Dünndarm-Fehlbesiedelung)

SIBO ist die Abkürzung für „Small Intestinal Bacterial Overgrowth“. Auf Deutsch: Dünndarmfehlbesiedelung oder Dünndarmüberwucherung.

Eine SIBO ist eine Darmerkrankung, die noch wenig bekannt und wenig erforscht ist. Selbst manche Gastroenterologen können mit dem Begriff nichts anfangen, obwohl er schon lange in den medizinischen Lehrbüchern steht.
In Studien wurde mittlerweile aber herausgefunden, dass bei 38% aller Reizdarm-Patienten, die unter Durchfall leiden, eine SIBO bzw. Dünndarmfehlbesiedelung vorliegt, v.a. bei Frauen und bei älteren Menschen.
Somit wird bei vielen Patienten mit unklaren Magen-Darm-Beschwerden bei der Diagnose einfach nicht erkannt, dass (zumindest zum Teil) eine körperliche und nicht eine psychische Ursache für die Symptome verantwortlich ist.

Was versteht man unter SIBO (Dünndarmfehlbesiedelung)?

Der Dünndarm wird vom Dickdarm durch die sogenannte Ileozäkalklappe oder Bauhinsche Klappe getrennt. Diese natürliche Sperre sorgt dafür, dass der Inhalt des Dickdarms nicht wieder in den Dünndarm zurückfließen kann. Das ist wichtig, denn im Dünndarm herrscht ein vollkommen anderes Milieu vor als im Dickdarm.

So findet man zum Beispiel im Ileum nur 105 – 107 Keime/g Stuhl.
Im Dickdarm dagegen 109 – 1012 Keime/g Stuhl.
Im Vergleich zum Ileum, dem unteren Teil des Dünndarms, kommen im Dickdarm also weitaus mehr Darmbakterien vor.

Des Weiteren werden Dünndarm und Dickdarm von unterschiedlichen Bakterien bevölkert.

Das Ileum wird hauptsächlich besiedelt von:

  • Bacteroides
  • Bifidobakterien
  • Laktobazillen
  • Enterokokken
  • Clostridien
  • Enterobakterien

Im Dickdarm findet man zusätzlich:

  • Eubakterien
  • Fusobakterien
  • Veillonellen
  • Staphylokokken
  • Escherichia Coli

Bei einer SIBO gelangen Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm, in den sie unter normalen Bedingungen nicht hineinkommen können und richten dort Schaden an.

Folgendes passiert:

  • Es tummeln sich ungewöhnlich viele Bakterien im Dünndarm ( mehr als 107 Keime/g Stuhl, manchmal sogar 109). Die Bakterienarten im Dünndarm ähneln eher den Bakterien, die im Dickdarm beheimatet sind. Zum Beispiel findet man nun Escherichia Coli, einen typischen Dickdarm-Keim auch im Dünndarm.
  • Pathogene Keime, die von außen in den Darm gelangen, vermehren sich. Z.B. EPEC, ETEC oder EIEC als Folge von Magen- und Darminfektionen durch Lebensmittel. Ebenso findet man vermehrt pathogene Keime wie Bacteroides, Pseudomonas, Proteus, Enterobacteriacea, Clostridien und Darmpilze.
  • Die physiologische Dünndarmflora wird zurückgedrängt. Diese besteht hauptsächlich aus Enterokokken und Laktobazillen.
  • Keime, die zwar zum normalen Darm-Mikrobiom gehören, aber nur in einer bestimmten Menge zuträglich sind, finden jetzt mehr Nährfutter und wuchern auf. Es entstehen toxische Stoffwechselprodukte, welche zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führen können.
  • Die in den Dünndarm gewanderten Bakterien verwerten Kohlehydrate und Ballaststoffe, was zu Fermentationsprozessen und starker Gasbildung führt. Der Betroffene leidet an heftigsten Blähungen.
  • Der Dünndarm-Transit verzögert sich.

Symptome einer SIBO (Dünndarmfehlbesiedelung)

  • Abnormale Gasproduktion im Darm; ständig aufgebläht sein – vor allem im Oberbauch
  • Bauchschmerzen im Nabelbereich
  • Weicher bis flüssiger Stuhl oder Obstipation
  • Steatorrhoe (= Fettverdauungsstörung) mit Fettstühlen
  • Gewichtsverlust
  • Aufstoßen
  • Mundgeruch
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Systemische Entzündungen
  • Chronische Müdigkeit
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Leaky Gut
  • Depression
  • Nährstoffmängel: Vitamin B12, A, D, E; Eisen, Thiamin, Niacin
  • Kohlehydrat- und Faserintoleranz führt zu Benommenheit nach einer Mahlzeit

Ursachen einer SIBO (Dünndarmfehlbesiedelung)

Es gibt zahlreiche Krankheiten der Verdauungsorgane, des Nervensystems und des Stoffwechsels, die zu einer Überwucherung des Dünndarms mit Dickdarmkeimen führen können.
Auch Operationen an Magen, Darm oder Gallenblase können ursächlich sein.
Des Weiteren Medikamente wie Schmerzmittel, Betäubungsmittel, Antidepressiva, Magensäureblocker (= Protonenpumpenhemmer) oder die Fehlbesiedelung des Dünndarms mit Parasiten wie Giardia lambia.

Für die meisten unter SIBO leidenden Menschen war jedoch einer dieser drei Punkte der Auslöser:

1) Verdauungsinsuffizienzen von Magen, Pankreas oder Gallenblase auf Grund von:

  • verringerter Bildung von Pankreasenzymen (= Exokrine Pankreasinsuffizienz)
  • verringerter Salzsäurebildung des Magens
  • dem Einsatz von Magensäureblockern
  • Funktionsstörungen der Gallenblase, meist durch Gallensteine oder Gallenblasen-OP

2) Darm-Motilitätsstörungen (= Bewegungsstörungen des Darms)

Die Nahrung im Darm muss bewegt und mit den Verdauungsenzymen vermischt werden. Dadurch wird der Nahrungsbrei spaltbar und die Nährstoffe können vom Körper aufgenommen werden. Zuständig für diese Darmbewegungen ist der Plexus myentericus, ein Teil des Enterischen Nervensystems. Er liegt in der Darmwand und reguliert die Darmmotilität und die Sekretion von Enzymen in das Darmlumen.

Zu Motilitätsstörungen kann es kommen durch:
– eine Gastroenteritis, wenn Bakterientoxine das Enterische Nervensystem geschädigt haben
– eine Schilddrüsenerkrankung
– Diabetes
– übermäßige Methanproduktion durch methanbildende Bakterien
– Nervendegeneration, z.B. bei M. Parkinson oder Alzheimer
– Mangel an Mineralstoffen, z.B. Magnesiummangel

3) Störung des Energiestoffwechsels im Dünndarm (Mitochondriopathie)

Bei einer Mitochondriopathie können die Enterozyten (= Darmzellen), die normalerweise alle 3 – 5 Tage neu gebildet werden, nicht mehr richtig hergestellt werden. Als Folge werden auch die von den Enterozyten gebildeten Enzyme – siehe nachstehend – nicht mehr ausreichend produziert:

  • Laktase (wird benötigt für den Abbau von Laktose = Milchzucker) -> siehe Laktoseintoleranz
  • Sucrase (wird benötigt für den Abbau von Saccharose = Haushaltszucker)
  • Maltase/Isomaltase (wird benötigt für die Spaltung von Maltose in Glukose)
  • Diaminoxidase (wird benötigt für den Abbau von Histamin) -> siehe Histaminintoleranz

Hauptsächlich ist die Verdauung der Kohlehydrate betroffen. Durch die gestörte Kohlehydrat-Resorption kommt es zu einer bakteriellen Fermentation von Kohlehydraten im Darmlumen mit Gasbildung sowie zu einer Schädigung der Enterozyten (z.B. durch Entzündungen), so dass auch die Fettresorption nur unzureichend möglich ist.
Ebenso ist der letzte Schritt der Eiweiß-Verdauung blockiert, wenn durch den Energiemangel in den Darmzellen die längerkettigen Proteinmoleküle nicht mehr aufgespalten werden können.

Diagnose einer SIBO (Dünndarmfehlbesiedelung)

Bei der Feststellung einer SIBO werden leider viele Fehler gemacht. In meiner Heilpraktiker Praxis in München wird ganz genau auf die folgenden Punkte geachtet, um ein korrektes Befundergebnis zu erhalten:

Erstens kommt man natürlich auch bei einer SIBO nicht an einer ausführlichen Patientenanamnese mit den Schwerpunkten Ernährung, Medikamenteneinnahme, Vorerkrankungen und Krankheitssymptomen vorbei. Eine umfangreiche Anamnese ist in meiner Heilpraktiker Praxis in München deshalb Pflicht.

Zweitens muss man, um eine SIBO richtig zu diagnostizieren, sich mit der Gasbildung der unterschiedlichen Bakteriengruppen auskennen. Man sollte wissen mit welchem Test eine übermäßige Gasproduktion der jeweiligen Bakteriengruppe festgestellt werden kann:

Methan
Methan wird gebildet von Archaebakterien, z.B. Methanobacteria oder Methanobrevibacter smithii. Eine übermäßige Methanbildung geht einher mit Obstipation, Übelkeit und Aufstoßen. Die korrekte Diagnose erfolgt hier über einen Atemgastest.

Wasserstoff
Wasserstoff wird gebildet von Acetogenen Bakterien, z.B. Bacteroides oder Clostridien. Eine übermäßige Wasserstoffbildung geht einher mit Durchfällen oder abwechselnd Durchfall und Verstopfung. Des Weiteren Krämpfen, Schmerzen und Fibromyalgie. Die korrekte Diagnose erfolgt auch hier über einen Atemgastest.

Schwefelwasserstoff
Schwefelwasserstoff wird gebildet von Sulfatreduzierenden Bakterien, z.B. Bilophila wadsworthia oder Desulfovibrio. Eine übermäßige Schwefelwasserstoffbildung geht einher mit Obstipation oder Durchfällen sowie einer Entzündung von Blase und Gelenken. Eine übermäßige Schwefelwasserstoffbildung kann man leider nicht über einen Atemgastest feststellen, aber eine Mikrobiomanalyse gibt Aufschluss über die Höhe der sulfatreduzierenden Bakterien.

Drittens muss der Patient vor der Durchführung eines Atemgastestes unbedingt bestimmte Vorgaben beachten, die ausführlich in der beiliegenden Anleitung aufgelistet werden. Abweichungen von diesen Vorgaben führen dazu, dass die Testergebnisse der zehn Probenröhrchen nicht zuverlässig ausgewertet werden können:
Beispielsweise dürfen vor Testdurchführung 12 Stunden lang keine Zigaretten geraucht und nichts gegessen werden.
Zur letzten Mahlzeit am Abend vor der Testdurchführung dürfen keine blähenden Speisen sowie keine Milchprodukte, Ballaststoffe, Früchte oder Rohkost verzehrt werden.
Auch sollte körperliche Bewegung während der Testdurchführung (Dauer insgesamt 3 Std.) vermieden werden.

Durchführung eines Atemgastests:
SIBO-Atemgastests gibt es mit Glukose und Lactulose. Lactulose-Atemgastests sind die aussagekräftigsten. Ich gebe dem Lactulose-Atemgastest deshalb in meiner Praxis in München den Vorzug.
Der Atemgastest wird dem Patienten zur Durchführung mit nach Hause gegeben. Er beinhaltet zehn Probenröhrchen und eine Vorrichtung inkl. Beutel, in die gepustet werden muss. Die für den Test benötigte Lactulose-Siruplösung muss sich der Patient noch in einer Apotheke holen. Nach Einnahme der Lactulose-Lösung muss alle 20 Minuten in die Vorrichtung und ein darauf aufgesetztes Probenröhrchen geblasen werden. Nach der Durchführung schickt der Patient die zehn mit Atemluft gefüllten Probenröhrchen im beiliegenden Kuvert an ein Speziallabor.

Therapie einer SIBO (Dünndarmfehlbesiedelung)

Bei der Behandlung einer Dünndarmüberwucherung müssen, neben der Auslöschung der im Dünndarm unerwünschten Keime, unbedingt auch die Ursachen behandelt werden. Eine alleinige Eradikation der Keime führt nie zu einem dauerhaften Erfolg!

Viele Therapeuten verwenden zur Eradikation der Bakterien im Dünndarm Antibiotika. Da Antibiotika immer auch die physiologischen Darmbakterien teilweise extrem schädigen, ist dies in meiner Naturheilpraxis in München keine Therapieoption, zumal es auch gute Alternativen gibt:
Antibiotische Pflanzen, zuvörderst Oregano bzw. die ätherischen Öle dieser Pflanzen, haben dieselbe Wirksamkeit wie herkömmliche Antibiotika und lassen die physiologischen Darmbakterien in Ruhe.

Außerdem ist eine spezielle Diät von großer Wichtigkeit, bei der zu Anfang keinerlei Ballaststoffe (auch keine Präbiotika) und kein Zucker verzehrt werden dürfen. Erst nach 4 – 6 Wochen kann man wieder häppchenweise Getreide und andere Ballaststoffe in die Ernährung einbauen.

Ferner sollte eine Darmdysbiose behandelt und die Darmschleimhaut aufgebaut werden.