Fruktoseintoleranz
(= Intestinale Fruktose-Malabsorption)
Fruchtzucker wird auch als Fruktose bezeichnet. Er kommt hauptsächlich vor in Trockenfrüchten, Obst, Marmelade, Honig, aber auch im Haushaltszucker und in Ketchup.
Eine Unverträglichkeit von Fruktose beruht meist auf einer verminderten Fruchtzuckeraufnahme im Darm. Von dieser Fruktose-Malabsorption ist in Europa ein großer Teil der Bevölkerung betroffen. Man schätzt 30 – 40%. Und die Zahl steigt immer weiter an.
Fruktoseintoleranz – Warum gibt es so viele Betroffene?
Warum gibt es mittlerweile so viele Menschen, die Beschwerden nach dem Verzehr von Fruchtzucker haben?
Unter anderem ist der Grund dafür die seit Jahren zunehmende Fruchtzuckerexposition. Während der letzten 40 Jahre ist der Konsum von Fruchtzucker von ca. 4 – 5g pro Person und Tag auf ca. 20 – 25g gestiegen!
Immer mehr Fertigprodukte werden mit der mutmaßlich gesunden Süße der Früchte gesüßt. Oft wird anstelle von Rohrzucker oder Rübenzucker Fruktose-Glukose-Sirup verwendet, weil er kostengünstiger herzustellen ist und sich in der Lebensmittelherstellung einfacher verarbeiten lässt. Fruktose-Glukose-Sirup, der mittlerweile in vielen Schokoriegeln, Fruchtgummis, Fertiggerichten sowie in Riegeln und Getränken für Sportler steckt, hat einen Fruktose-Anteil von bis zu 90%. Hinzu kommt, dass der Fruchtzuckergehalt verschiedener Obstsorten durch entsprechende Zuchtverfahren während der letzten Jahrzehnte gestiegen ist.
Die Fruktosemenge, die ein gesunder Darm aufnehmen kann, liegt nur bei etwa 50g. Etwa 50% aller Erwachsenen verträgt aber nur 25g pro Tag, ohne dass eine Fruktose-Malabsorption vorliegt.
Zum Vergleich: Ein Glas Fruchtsaft kann bereits 13g Fruktose enthalten!
Fruktoseintoleranz – Ursachen
Ursache der Fruktoseintoleranz ist eine verzögerte Transportleistung des Transportproteins GLUT-5 in der Dünndarmschleimhaut. Aufgrund dieser verzögerten Transportleistung kann die Fruktose, die mit der Nahrung zugeführt wird, nicht ausreichend über die Darmschleimhaut resorbiert werden.
Es kommt zu einer Konzentrationserhöhung der Fruchtzuckermoleküle im Darm, die von Bakterien verstoffwechselt werden. Beim Abbau der Zuckermoleküle entstehen Gase wie Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Methan. Außerdem nimmt der Wassereinstrom ins Darmlumen zu. Dies alles führt zu den typischen Beschwerden wie erhöhte Peristaltik (= Darmbewegungen), Durchfall, Schmerzen und Blähungen.
Neben der individuellen Transportleistung im Darm, hängt die Intensität der Beschwerden von weiteren Faktoren ab:
- Ist die Nahrung flüssig oder fest? In Flüssigkeiten gelöste Fruktose (Fruchtsäfte, Smoothies, Fruchtpürees), die im nüchternen Zustand getrunken wird, führt besonders rasch zu hohen Zuckerkonzentrationen im Darm. Sie provozieren deshalb stärkere Symptome als Fruktose in festen Nahrungsmitteln.
- Eine lange Verweildauer der Nahrung im Magen führt zu geringeren Beschwerden als eine kurze Verweildauer. So verlangsamt beispielswiese eine protein- und fettreiche Kost den Transit (Beispiel: Ein geriebener Apfel im Müsli wird besser vertragen als ein purer Apfel)
- Wenn die Darmbewegungen (= intestinale Motilität) schneller sind, kommt der Fruchtzucker in höheren Konzentrationen in den Dickdarm.
- Veränderungen der Darmschleimhaut (Darmschleimhautentzündung oder erhöhte Darmpermeabilität). Dadurch werden die Transportproteine in ihrer Funktion geschwächt.
- Darmdysbiose
- Beim gleichzeitigen Verzehr von Glukose wird die Fruktose verträglicher. Manche Obstsorten enthalten ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Fruktose und Glukose und sind somit verträglicher. Das sind Beerenfrüchte und Zitrusfrüchte. Diese können bei einer Fruktoseintoleranz problemlos in moderaten Mengen verzehrt werden (vor allem wenn sie zusammen mit Fett, z.B. Quark, verzehrt werden).
- Beim gleichzeitigen Verzehr von Sorbit (Zuckeralkohol) kann die Fruktose um ein Vielfaches schlechter aufgenommen werden, weil Sorbit den Transport von Fruchtzucker durch die Darmwand hemmt. Sorbit kommt oft in zuckerfreien Süßigkeiten und zuckerreduzierten Fruchtsäften vor!!
- Intensiver Sport in Verbindung mit Fruchtzucker hemmt den GLUT-5-Transporter. Deshalb Vorsicht vor Fruchtriegeln und Sportgetränken bei körperlichem Training!! Ein Ersatz sind z.B. Getreideriegel und fruktosefreies Gel.
Fruktoseintoleranz – Beschwerden
Gastrointestinale Beschwerden:
(Symptome meist ca. 0,5 – 3 Stunden nach Nahrungsaufnahme)
- Breiige Stühle
- Diarrhö
- Bei manchen Patienten auch Verstopfung
- Explosionsartige Stühle
- Meteorismus (= Blähungen)
- Übelkeit
- Geräusche und Rumoren im Bauch
Begleitbeschwerden:
- Müdigkeit/Erschöpfung
- Niedergeschlagenheit
- Schwindel/Kopfschmerzen
- Erhöhte Reizbarkeit
- Innere Unruhe
- Morgendliche Übelkeit
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Heißhunger auf Süßes
- Infektanfälligkeit
Fruktoseintoleranz – Folgeerkrankungen
- Durch die vermehrte Gasbildung im Darm kann es bei einer Fruktoseintoleranz zu einer Dünndarmfehlbesiedelung kommen.
- Eine Darmentzündung und eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut sind manchmal Folgeerkrankungen einer intestinalen Fruktose-Malabsorption.
- Die erhöhte Fruktose-Konzentration im Darm, die nicht absorbiert wird, bindet Tryptophan. Dadurch kommt es zu einer mangelnden Aufnahme dieser essentiellen Aminosäure, die als Vorläufer für die Biosynthese von Serotonin fungiert. Das „Glückshormon“ Serotonin hat einen bedeutenden Einfluss auf die Stimmungslage. Patienten mit Fruktoseintoleranz neigen daher deutlich mehr zu Depressionen als gesunde Menschen.
Da Serotonin für den Aufbau des Schlafhormons Melatonin gebraucht wird, kann es außerdem zu Schlafstörungen kommen. - Infektanfälligkeit durch Zink- und Folsäuremangel. Vor allem bei einer zeitgleichen Dünndarmfehlbesiedelung treten ferner Vitamin B12- und Eisenmängel auf.
Fruktoseintoleranz – Diagnostik in München
Eine Fruktoseintoleranz wird durch einen H2-Atemtest festgestellt. Der Patient bekommt den Test in meiner Praxis ausgehändigt und macht ihn dann in Ruhe zu Hause. Dafür muss er nach Einnahme einer fruktosehaltiger Lösung in definierten Abständen Atemgasproben abgeben. Bei einer Fruktoseintoleranz kommt es zu einem deutlichen Anstieg der Wasserstoffkonzentration in der Ausatemluft und zu Abdominalbeschwerden.
(Es gibt jedoch auch Patienten, die trotz Fruktosemalabsorption nicht mit einem H2-Anstieg bei diesem Test reagieren = Non-Responder (ca. 3-5%). Bei diesen Patienten orientiert man sich an den Symptomen.)
Fruktoseintoleranz – Versteckter Fruchtzucker
Achtung! In industriell hergestellten Lebensmitteln versteckt sich Fruchtzucker unter den folgenden Bezeichnungen:
– Fruktose-Glukose-Sirup
– Invertzucker
– Agavendicksaft
– (natürliche) Fruchtsüße
– Fruchtsaft
– Fruchtsaftkonzentrate
Achtung! Lebensmittel mit verstecktem Fruchtzucker sind:
– Haushaltszucker (50g Fruktose pro 100g)
– Honig (40g Fruktose pro 100g)
– Nussnougatcreme (25-50g Fruktose pro 100g)
– Diabetikerkonfitüre (25-50g Fruktose pro 100g)
– Trockenfrüchte (25-40g Fruktose pro 100g)
– Schokolade (ca. 25g Fruktose pro 100g)
– Tomatenketchup (ca. 12g Fruktose pro 100g)
– Wein (bis zu 10g Fruktose pro 100g)
– Speiseeis (ca. 7,5g Fruktose pro 100g)
– Dressings, Grillsoßen (2-4g Fruktose pro 100g)
Fruktoseintoleranz – Therapie in München
Zeitgleich mit einer individuellen Darmsanierung wird eine Ernährungstherapie durchgeführt, die in drei Phasen abläuft.
Meistens werden bei einer Fruktoseintoleranz geringe Mengen von Fruchtzucker toleriert, ohne dass es zu Symptomen kommt. Diese Toleranzschwelle ist sehr individuell und gilt es herauszufinden.
Eine dauerhafte fruktosefreie Ernährung ist nicht sinnvoll, da so die Transportleistung des Transportproteins GLUT-5 immer weiter nachlässt.
1. Phase: Fruktosearme Kost (2 Wochen)
Während dieser Zeit werden fruchtzuckerhaltige Lebensmittel (Früchte, Säfte, Honig, mit Zucker hergestellt Lebensmittel) und Haushaltszucker (auch Rübenzucker oder Rohrzucker) gemieden. Auch Zuckeralkohole wie Sorbit, Mannit und Xylit sollten keinesfalls verzehrt werden.
2. Phase: Ermittlung der individuellen Toleranzschwelle (6-8 Wochen)
Nach und nach wird wieder Fruktose in den Speiseplan eingebaut, wobei fruktosearme Früchte (z.B. Beeren oder Zitrusfrüchte) bevorzugt werden sollten.
Um die physiologische Verträglichkeit zu erhöhen, kann man Obst zusammen mit Fett und/oder Protein essen.
3. Phase: Stabilisationsphase
Die verträglichen fruktosehaltigen Lebensmittel, die in Phase 2 ermittelt wurden, können jetzt wieder regelmäßig verzehrt werden.