Laktoseintoleranz2024-10-09T12:13:11+00:00
Darmdysbiose

Laktoseintoleranz

Laktose bedeutet Milchzucker. Milchzucker gelangt beim Verzehr von Milch und Milchprodukten in das Verdauungssystem.
Laut Statistik kommt in Deutschland Laktoseintoleranz bei mindestens 15% aller Menschen vor. Ich schätze den prozentualen Anteil etwas höher. Aber die meisten Erdenbewohner vertragen Laktose noch weitaus schlechter als wir Europäer. Man schätzt die weltweite Laktoseintoleranz bei Erwachsenen auf 50% – 60%.
Bitte beachten: Nicht immer ist es jedoch der Milchzucker, der Probleme bei der Verdauung macht, wenn man Milchprodukte zu sich nimmt. Viele Menschen vertragen bestimmte Milcheiweiße nicht.

Laktoseintoleranz – Ursachen

Ganz allgemein ist die Ursache einer Laktoseintoleranz fehlende oder verminderte Laktase im Dünndarm.
Ernährungsphysiologisch ist Laktose ein Disaccharid (= Zweifachzucker). Dieses Disaccharid  muss erst durch die Laktase, ein Enzym, das in der Dünndarmschleimhaut gebildet wird, in Glukose und Galaktose gespalten werden, bevor es von der Darmwand aufgenommen und in den Körper gelangen kann. Bei manchen Menschen wird jedoch zu wenig oder nichts von diesem Enzym produziert. Dieser Laktasemangel führt dazu, dass nicht alle im Darm ankommenden Laktosemoleküle gespalten werden können und so unverändert in den Dickdarm gelangen. Dort wird die Laktose von Darmbakterien abgebaut, was zu den klassischen Symptomen einer Laktoseintoleranz führt.

Bei der Laktoseintoleranz unterscheidet man zwischen Primärer Maldigestion (genetisch bedingt) und Sekundärer Maldigestion (Intoleranz durch Schädigung des Dünndarmepithels):

a) Primäre (adulte) Maldigestion

Gesunde Säuglinge verfügen über eine ausgeprägte Laktaseproduktion, damit die Muttermilch optimal genutzt werden kann. Bei vielen Kindern (v.a. in Asien, Südamerika und Afrika) nimmt die Produktion des Verdauungsenzyms Laktase jedoch ab 3 Jahren kontinuierlich ab, da das dafür zuständige Gen „stillgelegt“ wird (in Europa erst im Jugend- oder Erwachsenenalter). Wie sehr die Produktion der Laktase vermindert wird, ist auch abhängig vom weiteren Verzehr von Milch und Milchprodukten.

b) Sekundäre Maldigestion

Bei der Sekundären Maldigestion wird die verminderte Laktaseaktivität durch eine andere Grunderkrankung verursacht, die mit einer Schädigung des Dünndarmepithels assoziiert ist. Solche Erkrankungen sind z.B.

Wenn diese Erkrankungen geheilt werden bzw. die Zytostatika-Therapie beendet ist und der Darm wieder aufgebaut wird, können in den meisten Fällen wieder Milch und Milchprodukte vertragen werden.

Laktoseintoleranz – Symptome

Wenn jemand keine Laktose verträgt, treten die körperlichen Reaktionen relativ schnell nach dem Verzehr von Milchprodukten auf (ca. 0,5 – 3 Std.). Dabei kommt es zu folgenden abdominalen Beschwerden:

  • Blähungen
  • Gurgeln im Bauch
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfälle
  • Übelkeit
  • Völlegefühl

Die Toleranzschwelle von Laktose ist sehr unterschiedlich. Während einige Patienten bereits auf 2g oder 3g Laktose (enthalten in 50ml Milch oder 50g Magerquark) reagieren, tolerieren andere 12g oder mehr.

Neben der verminderten Laktasesynthese im Darm wird der Schweregrad der Symptome auch von folgenden Umständen beeinflusst:

  1. Konzentration der Laktose -> Siehe weiter unten unter „Laktosegehalt in Lebensmitteln
  2. Darreichungsform des Lebensmittels sowie Passagezeit des Nahrungsbreis durch Magen und Darm:
    In Flüssigkeiten gelöste Laktose, die im nüchternen Zustand getrunken wird, führt besonders schnell zu einer hohen Zuckerkonzentration im Darm. Somit provoziert ein Glas Milch, das zum Frühstück getrunken wird, stärkere Symptome als ein Joghurt, der nach dem Mittagessen als Nachspeise verzehrt wird.
  3. Zusammensetzung der Darmflora

Laktoseintoleranz – Diagnostik in München

Um eine Laktoseintoleranz festzustellen, muss immer eine detaillierte Anamnese zu Symptomen, Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittelauswahl erhoben werden. Ich lege in meiner Praxis in München ganz besonderen Wert auf eine gründliche Erstanamnese.

Erhärtet sich der Verdacht, dass hinter den Verdauungsbeschwerden eine Laktoseintoleranz steckt, muss zur genauen Abklärung noch ein Atemgastest gemacht werden. Diesen Atemgastest händige ich Ihnen bei der Anamnese aus. Sie machen ihn dann in Ruhe zuhause:
Zuerst müssen Sie morgens eine Zuckerlösung trinken. Danach blasen Sie in definierten Abständen in einen Beutel. Dieser Beutel ist mit einer Entnahmevorrichtung verbunden, auf die jeweils eines der fünf Probenröhrchen gesteckt wird. Nach Beendigung des Atemgastests schicken Sie die Röhrchen selbständig an ein Labor.

Eine Laktoseintoleranz gilt als gesichert, wenn es nach dem Trinken der Zuckerlösung zu einem Anstieg der Wasserstoffkonzentration in der Ausatemluft gekommen ist.

Bitte beachten:
10 – 25% aller Menschen mit Laktoseintoleranz reagieren bei so einem Atemgastest nicht mit einem Anstieg der Wasserstoffkonzentration (H2-Non-Responder)! Ein negativer Atemgastest schließt also eine Laktoseintoleranz nicht zu 100% aus! Deshalb sollte immer auch auf abdominelle Beschwerden während und nach dem Test geachtet werden.

Laktoseintoleranz – Therapie in München

Eine vollständig laktosefreie Ernährung ist in den meisten Fällen nicht nötig. Geringe Mengen an Laktose werden auch bei einer Laktoseintoleranz vertragen. Die meisten Menschen vertragen zwischen 8 – 10g Laktose pro Tag. Empfindliche Menschen reagieren allerdings schon bei 1g Laktose pro Tag.

Nach der Diagnosestellung empfiehlt sich eine Ernährungstherapie in drei Phasen:

  1. Karenzphase von 2 – 4 Wochen

Während dieser Zeit sollte komplett auf laktosehaltige Produkte und Fertigprodukte  verzichtet werden.

  1. Provokationsphase

Nun sollte ein paar Wochen lang die individuelle Toleranzgrenze ausgetestet werden, indem nach und nach laktosehaltige Lebensmittel in den Speiseplan eingebaut werden.

  1. Stabilisierungsphase

Je nach Toleranzschwelle können jetzt dauerhaft geringe Mengen laktosehaltiger Lebensmittel verzehrt werden. Hier noch ein paar Anmerkungen dazu:

  • Milch kann durch Ersatzmilchprodukte wie Hafermilch, Sojamilch, Reismilch, Mandelmilch oder laktosefreie Milch ersetzt werden.
  • Butter und gereifter Hartkäse sind von Natur aus laktosearm. Die Aufschrift „laktosefrei“ auf einer Käsepackung ist nur eine Werbemasche.
  • Milchzucker ist auch in Schokolade, Pralinen, Eiscreme, Sahnebonbons, Leberwurst, Brühwürste, Kuchen, Milchbrötchen und in manchen Knäckebrotsorten enthalten!
  • Achtung! Bitte sehen Sie sich stets die Inhaltsstoffe auf der Verpackung an, wenn Sie ein Lebensmittel einkaufen. Milchzucker findet sich häufig als Zusatzstoff (Geschmacksverstärker, Stabilisator oder Bindemittel) in Wurst, Gebäck oder Fertiggerichten. Hinter folgenden Bezeichnungen verbirgt sich Laktose:
    Molkenpulver, Molkenerzeugnisse, Süßmolkenpulver, Kaffeeweißer, Vollmilchpulver,  Trockenmilch,  Sahnepulver, Rahm, entrahmte Milch, Magermilchpulver, Laktose-Monohydrat
  • Milchsäure ist keine Laktose. Lebensmittel, die Milchsäure enthalten können ohne Bedenken verzehrt werden.
  • Ziegenmilch und Schafmilch enthalten auch Laktose.
  • Sauermilchprodukte wie Joghurt, Buttermilch und Kefir werden trotz des hohen Laktosegehalts (siehe unten) häufig auch von laktose-intoleranten Personen vertragen, weil die in ihnen lebenden Bakterien das Enzym Laktase produzieren, welches den Milchzucker bei der Verdauung aufspaltet.
  • Laktase in Tablettenform gibt es in Drogerien und Apotheken zu kaufen. Diese können z.B. bei einem Restaurantbesuch zu einer Mahlzeit eingenommen werden.

Laktosegehalt in Lebensmitteln

Lebensmittel Laktosegehalt pro 100g
Kondensmilch 9,3 – 12,5g
H-Milch, Frischmilch 4,8 – 5,0g
Magerquark 4,1g
Ziegenmilch 4,0 – 4,5g
Kaffeesahne (10 -15%) 3,8 -4,0g
Joghurt, Dickmilch 3,5 – 6,0g
Molke 3,5 – 6,0g
Buttermilch 3,5 – 6,0g
Kefir 3,5 – 6,0g
Rahm- und Doppelrahmfrischkäse 3,4 – 4,0g
Schmelzkäse 2,8 – 6,3g
Saure Sahne, süße Sahne 2,8 – 3,6g
Hüttenkäse 2,6g
Crème fraiche 2,0 – 4,5g
Sahnequark, Schichtkäse, Kochkäse 2,0 – 3,9g
Eiscreme (je höher der Sahneanteil, desto geringer ist der Laktosegehalt) 1,9 – 6,9g
Butter 0,6 – 0,7g
Mozzarella 0,1 – 4,0g
Hartkäse, Weichkäse, Sauermilchkäse unter 0,1g
Laktosefreie Milch unter 0,1g